Hier finden Sie auszugsweise unseren Gemeindebrief Jahrgang 27, Ausgabe 106 März 2021
Geleitwort
Liebe Leserin, lieber Leser,
wie und wann wir wieder Abendmahl feiern können, kann ich - Stand jetzt am 16. Februar 2021 - beim besten Willen nicht sagen. Ich weiß, dass sich viele Gemeindeglieder danach sehnen - ich mich auch. Aber wir müssen die Hygiene-Vorschriften im Auge behalten. Mit Einzelkelchen könnte ich mich unter Umständen anfreunden. Aber hinter eine Plexiglasscheibe stelle ich mich nicht. Das ist kontraproduktiv. Mein Abendmahlsverständnis sieht anders aus. Dazu gehört gesunde Jahrtausende alte Liturgie, dazu gehört der Friedensgruß mit Umarmung oder Hände reichen, dazu gehört der Gemeinschaftskelch, aus dem Jesu jünger alle trinken oder zumindest die Hostie eintauchen (Intinctio). Ich sehe nicht, wie das in der momentanen Situation gehen soll. Zudem haben wir ja immer noch Maskenpflicht während des gesamten Gottesdienstes. Warten wir also noch ein wenig ab.
Vor kurzem bin ich beim Stöbern in meinen Ordnern auf eine Meditation zum Thema Abendmahl gestoßen. Sie stammt von Rudolf Irmler, dem ehemaligen Rektor des Lehmgrubener Mutterhauses, der ja auch bei uns gerne war. So erzählen mir heute noch Gemeindeglieder, wie schön seine Christvespern in Glasofen waren. Da hatte er auch immer seine Geige dabei und spielte nach dem Segen noch Weihnachtslieder. Mich selbst hat er bei einem Besuch kurz vor meiner Ordination am 31.10.1993 in beeindruckender Weise gesegnet. Indem wir seine Meditation hier abdrucken erinnern wir uns an ihn. Ich wünsche allen eine besinnliche Passionszeit und frohe, gesegnete Ostertage.
Ihr Pfarrer
Reinhold Völler
Der Kelch (nach einer Meditation von Rudolf Irmler)
In Wesen und Form gleicht der Kelch dem Leben der Pflanze: Nach oben richtet sie ihre Blüte zum Licht, bis die Sonne den Blütenkelch öffnet, dass er - erfüllt mit Farbe, Wachstum und Schönheit - hervorbringt die reifende Frucht.
Ein -Geichnis für uns Menschen kann der Kelch sein. Als sakrales Gefäß liegt seine Bestimmung im Dienst am Altar. Sine Gestalt gewinnt er aus edlem Material und besonderer Form. Vom Menschen sagt der Psalm 8,6:
Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt.
Menschsein kann heißen, sich gerufen zu erfahren in die Nähe Gottes, um ein Gefäß seines Lebens zu sein.
Mit seinem Fuß steht der Kelch fest auf dem Boden und braucht eine tragfähige Fläche. Auch wir Menschen werden unserer Aufgabe dann gerecht, wenn wir mit beiden Füßen in dieser Welt stehen. Selbst in unserer unbequemen Welt haben wir unseren bestimmten Platz. Seine Bestimmung findet der Kelch in der Schale. Nach oben geöffnet erwartet er den Inhalt. So finden wohl auch wir Menschen zu unserem Eigentlichen, wenn wir mit unserem Tätig-sein in der Welt nach oben gerichtet sind, nach der Wirklichkeit Gottes: Bittend, erwartend und empfangend erfahren wir Lebenssinn. Was der Kelch aufnimmt, ist ihm geschenkt. Von sich aus ist er leer, bloße Form, wie edel er auch gestaltet sei. Voll eingeschenkt steht er fest mit seinem Fuß auf der Erde. Weil auch der Mensch Erfüllung und Inhalt braucht, um nicht im formalen zu erstarren, begleitet ihn durch Jahrtausende die Bitte (Psalm 90,14)
Fülle uns frühe mit deiner Gnade, so wollen wir rühmen und fröhlich sein unser Leben lang.
Die Schale des Kelches sammelt den geschenkten Inhalt, dass kein Tropfen verloren geht. In Kreisform umschließt die Kelch Wand den Wein und wird je tiefer je enger. Das Sich-sammeln ist heute oft schwer. Und doch finden wir Menschen in der Grenzenlosigkeit zu uns selbst. Ein guter Gedanke, ein Wort, ein Gebet zu seiner Zeit am Tag kann zur Sammlung führen.
Die letzte Aufgabe des Kelches ist: Den Inhalt verschenken. Was er empfängt, behält er nicht für sich. Er nimmt von oben, um bis auf den Grund geleert zu werden. Wir Menschen finden in lebendige Beziehung zueinander, wo wir unsere Geschenke Gottes Liebe, Hilfe, Begabung und Erkenntnis weitergeben. Wenn wir unsere Fülle von Gott ernst und in Acht nehmen, werden wir uns über unseren eigenen Kreis hinweg selbst verschenken.
Und schließlich vollzieht sich in dem Kelch das Wunder. Christus hat ihn geheiligt in der Nacht, da er verraten ward:
Dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blut.
Wie bei der Feier des Abendmahls der Kelch Ort des Wunders der Gegenwart Christi ist, so ereignet sich die verwandelte Gegenwart Gottes zugleich auch in uns. Der Abendmahlskelch gibt das Christuswunder weiter in unser ganzes Sein von Seele und Leib.
Abschied nach 45 Jahren Lektorendienst
zum 1. Advent 2020 beendete Dieter Schäfer seinen Lektorendienst in unseren Gemeinden, den er über 45 Jahre zuvor in Michelrieth begonnen hatte.
Es war eine gute für mich und meinen Glauben gesegnete Zeit, die mir viel Freude gemacht hat. Die Gemeinden der Grafschaft lagen mir immer am Herzen und es war immer ein gutes Verhältnis mit allen. Das war mir auch wichtig.
So schreibt Dieter Schäfer in einem Brief an Pfarrer Reinhold Völler.
Pfarrer Völler, der Kirchenvorstand und die Gemeindeglieder sind froh, dass Dieter Schäfer auch nach seinem Umzug von Oberwittbach nach Marktheidenfeld weiterhin jederzeit bereit war, Gottesdienste in der Grafschaft zu übernehmen.
Ein Gottesdienstplan ohne "Lektor Dieter Schäfer" ist noch nicht vorstellbar.
Die Kirchengemeinden Michelrieth und Glasofen danken ihm herzlich für die immer vertrauensvolle Zusammenarbeit, seinen segensreichen Dienst als Lektor und langjähriger Kirchenvorstand und Vertrauensmann in Michelrieth. Möge Gott ihn uns seine Ehefrau Martha auf ihrem weiteren Lebensweg geleiten.